Allein diese Baumart hat dazu beigetragen einen ganzen Kontinent maßgeblich mitzugestalten.
Buch 4
UNESCO Weltnaturerbe
Es ist die Geschichte einer einzigartigen Baumart - der Rotbuche (Fagus sylvatica). Sie existiert auf der ganzen Welt nur an einem Verbreitungsgebiet, nämlich Europa. Hier durchlebt sie eine herausragende Entwicklung.
Sie entwickelte sich nacheiszeitlich zur dominanten Baumart in Europa, bis sie vom Menschen auf relativ wenige Standorte zurückgedrängt wurde.
Große Teile Europas lagen während der Würm-Kaltzeit unter einer dicken Schicht aus Schnee und Eis, wodurch die Rotbuche in wenige Rückzugsrefugien im Süden Europas zurückgedrängt wurde. Voneinander isoliert überdauerten die Buchen über 100.000 Jahre in den einzelnen Gebieten, wodurch sich genetische Unterschiede entwickelten. Nach und nach eroberte sie Europa. In Süd-Skandinavien sowie im äußersten Westen und Norden des europäischen Buchen-Verbreitungsgebietes ist sie noch immer auf dem Vormarsch.
Das Besondere an einem Welterbe ist sein OUV, also sein herausragender universeller Wert, welcher der Nachwelt erhalten bleiben soll.
Im Falle der Buchenwälder ist der OUV ein ungestörter und fortlaufender evolutionärer Prozess, der seit der letzten Eiszeit im Gange ist.
Die Rotbuche (Fagus sylvatica) existiert auf der ganzen Welt nur an einem Verbreitungsgebiet, nämlich Europa.
Hier durchlebt sie eine herausragende Entwicklung. Durch ihre hohe genetische und ökologische Anpassungsphähigkeit ist sie eine sehr dominante Baumart, die sogar in Reinbeständen vorkommt.
Der Titel Welterbe ist eine Anerkennung, die von der UNESCO an besonders schützenswerte Kultur- und Naturstätten vergeben wird, die unbedingt erhalten werden sollen.
Die Anerkennung ist sowohl eine Ehre, als auch eine Verpflichtung gegenüber der gesamten Welt und den nächsten Generationen.
UNESCO Flagge: Von Mouagip - Based on the previous version of Madden, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2509628
12 europäische Staaten haben sich während des letzten Jahrzehntes zusammengefunden, um gemeinsam das Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ ins Leben zu rufen.
Mit der Erweiterung am 7. Juli 2017 war es dann soweit. Das Wildnisgebiet wurde, gemeinsam mit dem Nationalpark Kalkalpen, von der UNESCO zum ersten Weltnaturerbe Österreichs erklärt.
Unbeeinflusste, intakte Buchenwälder sind heute extrem rar geworden. 99,9% der Wälder wurden leider so stark überprägt, dass sie keine resistenten Ökosysteme mehr sind. Darüber hinaus sind die meisten Überbleibsel auch noch in Gefahr zerstört zu werden.
Das Dossier für eine Erweiterung des Weltnaturerbes wurde bereits an das UNESCO World Heritage Center übermittelt. Mit dieser Erweiterung kommen bisher noch fehlende Flächen von Bosnien - Herzegowina, der Tschechischen Republik, Frankreich, Italien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Serbien, der Slowakei und der Schweiz dazu. Aber auch neue Flächen in den 12 bereits beteiligten Staaten, sowie Erweiterung der anerkannten Flächen sollen den Schutz des herausragenden universellen Wertes stärken und die Integrität des Weltnaturerbes verbessern.
Allein diese Baumart hat dazu beigetragen einen ganzen Kontinent maßgeblich mitzugestalten.
Dieser Prozess findet allerdings in einer Geschwindigkeit statt, in der wir ihn kaum wahrnehmen können.
Ohne Einfluss des Menschen wären 70 – 80% mitteleuropäischer Wälder Buchenwaldgesellschaften.
Eine Vielzahl an Pflanzen, Pilzen, Insekten und anderen Lebewesen breiteten sich gemeinsam mit der Rotbuche (Fagus sylvatica) nach der Eiszeit Richtung Norden aus. So ermöglichte eine einzige Baumart vielen weiteren Lebewesen die Besiedelung eines ganzen Kontinentes. Dieses Phänomen ist weltweit einzigartig.
Die Lebensgesellschaften sind durch die gemeinsame Entwicklung aufeinander abgestimmt, was die Ökosysteme sehr resistent gegenüber Störungen macht. Größeren Einwirkungen kann der Wald somit standhalten und in seine grundlegende Systemzustand zurückfinden.
Die Welterbeliste führt 869 Kulturstätten (Stand 2019). Österreich ist auf der Liste mit 9 Kulturerbe Stätten vertreten.
Foto: Von Ralf Roletschek - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50018589
Welterbestätten müssen durch nationale Schutzmaßnahmen und ein entsprechendes Management für zukünftige Generationen erhalten werden.
Foto: Von NASA, by MISR - probably http://photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/pia03401, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163272
„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden" (Verfassung der UNESCO).
Die UNESCO ist eine rechtlich eigenständige Sonderorganisationen der Vereinten Nationen mit Sitz in Paris. Aktuell hat die UNESCO 193 Mitgliedstaaten und 11 assoziierte Mitglieder. Österreich ist am 13. August 1948 beigetreten.
UNESCO steht für unite Nations Educational, Scientific and Cultural Organization der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Die Leitidee der UNESCO, ist in der Präambel ihrer Verfassung festgehalten und wurde am 16. November 1945 in London von 37 Staaten unterzeichnet.
Ziel der Organisation ist es zur Erhaltung von Frieden und Sicherheit beizutragen. Sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg gegründet, um die politischen und wirtschaftlichen Abmachungen von Regierungen zu ergänzen. Dies soll durch Förderung der internationalen Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation erzielt werden.
Foto: Von Cancillería Ecuador from Ecuador - 37 Asamblea General de la UNESCO, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30100013
Die Welterbeliste führt weltweit 213 Naturstätten (Stand 2019). Österreich ist auf der Liste mit einem Naturerbe vertreten.
Foto: Von Danutz in der Wikipedia auf Rumänisch - Übertragen aus ro.wikipedia nach Commons., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=528684
Das Wildnisgebiet brachte dabei mit dem Urwald Rothwald den einzigen, flächenmäßig nennenswerten Fichten-Tannen-Buchen-Urwald des gesamten Alpenbogens in das Weltnaturerbe ein. Er ist das Alleinstellungsmerkmal des Wildnisgebietes im Rahmen des gesamten Weltnaturerbes. Aber auch weitere Flächen hochmontaner Buchenwälder aus dem Wildnisgebiet fanden Eingang in dieses sogenannte serielle Weltnaturerbe.
Folgende Staaten entschlossen sich zu diesem wichtigen Schritt: Albanien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Italien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien und Ukraine.
Sowohl die stoffliche (Sägeholz, Papierindustrie) als auch die energetische (Brennholz, Hackschnitzel) Nachfrage nach Holz steigt in Europa. Mit Hilfe von westeuropäischen Investoren wird die Erschließung und Nutzung der Wälder in Süd-Osteuropa rasch vorangetrieben. Ein Verlust dieser Wälder hätte schwere Konsequenzen zu Folge und könnte nicht rückgängig gemacht werden.
Besonders seit dem Mittelalter wurden die Waldflächen in den Tallagen zugunsten von Landwirtschaft und Siedlungsraum gerodet.
In Mittel- und Westeuropa wurden die Waldflächen zunehmend technisch erschlossen und forstwirtschaftlich genutzt. Nur im Dinarischen Gebirge, Balkan und den Karpaten konnten sich großflächige (>1000 ha) Buchen-Urwaldgebiete erhalten
80% der Biodiversität weltweit ist in Wäldern zu finden. Damit hat der Schutz von naturnahen Wäldern die höchste Priorität, um dem Verlust der Biodiversität entgegen zu wirken.