Die Entwaldung der Welt

Das hat für uns alle schwerwiegenden Folgen!

  • Steigende CO2-Emissionentreiben den Klimawandel weiter voran

  • Verlust an Biodiversität

  • Verlust an fruchtbarem Boden

  • Naturgefahren wie Erdrutsche, Hochwasser oder Lawinen nehmen zu

  • Verschlechterung der Trinkwasserversorgung

Einige dieser Entwicklungen sind mittlerweile deutlich spürbar geworden


Von der gesamten Festlandfläche der Erde könnten rund zwei Drittel von Wald bedeckt sein. Tatsächlich ist zurzeit nicht einmal ein Drittel bewaldet und es wird kontinuierlich weniger.

Jedes Jahr gehen weitere 0,13 % der globalen Waldfläche verloren.

Gründe für die Rodungen sind der Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen für Weide und Ackerbau sowie der Bedarf an Holz zum Heizen und zum Bauen.


Es ist daher dringend notwendig, der Entwaldung entgegenzuwirken.

In der UNO-Konferenz von 1992 in Rio de Janeiro haben sich 179 Staaten dazu bekannt, Maßnahmen gegen die fortschreitende Entwaldung zu ergreifen. Da Entwaldung eine maßgebliche Quelle des globalen CO2-Ausstoßes ist, hat das Thema an Bedeutung gewonnen. Wiederbewaldung kann einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Größe des Effekts ist umstritten. Unbestritten ist hingegen, dass der Stopp der Entwaldung oberste Priorität haben muss.

Die Wiederbewaldung der Welt

Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen und Wiederbewaldungsprogramme.

Während in Summe die Waldfläche aber global immer noch weiter abnimmt (-0,13%/Jahr)

-0,49%/Jahr in Afrika

-0,4%/Jahr in Südamerika

-0,08%/Jahr in Ozeanien

nimmt sie in manchen Regionen der Welt auch wieder zu.

+0,17%/Jahr in Asien

+0,08%/Jahr in Europa

Nordamerika ist stabil Abnahmen

(Quelle FAO 2016)

Das Wildnisgebiet Dürrenstein - Lassingtal

Das Wildnisgebiet Dürrenstein - Lassingtal im südwestlichen Niederösterreich bewahrt mit etwa 400 Hektar den größten Urwaldrest des Alpenbogens, den Urwald Rothwald.

Es ist ein IUCN anerkanntes Schutzgebiet der Kategorie Kat. Ia + Ib und dient mit seinen Naturwäldern als wichtiger Baustein im Bestreben seltene Ökosysteme mit ihren Tier-, Pflanzen- und Pilzarten dauerhaft zu sichern.

Wildnis – ein Ort der Selbstüberlassenheit

Bevor man sich über die Wildnis äußert, sollte man kurz umreißen, was man darunter versteht. Denn Wildnis ist derzeit in Mode gekommen, "echte" Wildnis ist selten geworden und dadurch umso begehrter.

In der Ökologie kommt der Begriff Wildnis nicht vor - es gibt keine naturwissenschaftliche Definition von "Wildnis".


Die Herausforderung besteht darin, den Wert des „materiell Ungenutzten“ auch für jene begreifbar zu machen, die es gewohnt sind, alles monetär zu bewerten und sich von Quartalsbericht zu Quartalsbericht zu rechnen.

Zu verdienen gibt es auf den ersten Blick nicht viel in der Wildnis, da die materielle Nicht-Nutzung eine wesentliche Voraussetzung für ihre Existenz ist. Das bedeutet aber nicht, dass Wildnis keinen Wert hat!


Weltweit sind die letzten naturnahen Lebensräume massiv bedroht.

Ausbeutung und Rodung riesiger Waldflächen und die Versiegelung und Verbauung fruchtbarer Böden passieren tagtäglich in erschreckendem Ausmaß!

Wissenschaftler*innen fordern, dass zumindest ein Drittel bis die Hälfte aller Ökosystemtypen weltweit in ihrem natürlichen Zustand erhalten werden müssen. Nur so kann die „Funktionalität“ dieses Planeten für höheres Leben – also auch für uns – aufrechterhalten werden.

Renaturierung und Rewilding

Renaturierung ist das Zulassen von natürlichen Prozessen auf größeren Flächen und die Vernetzung dieser Gebiete untereinander. Das kann entweder aktiv vom Menschen vorangetrieben werden oder sich passiv entwickeln.


Unter Rewilding versteht man eine Art von Renaturierung bei der vor allem ehemalige Vertreter der Megafauna (Großtiere) einen wichtigen Beitrag zur „Verwilderung“ von Gebieten beitragen und als sogenannte „Schlüsselarten“ wesentlich zur Gestaltung dieser Lebensräume, so wie in der Vergangenheit vor ihrer Verdrängung oder Ausrottung, beigetragen haben.


Wir können der Natur aber auch bewusst wieder etwas zurück geben – es braucht dafür nur unseren festen Entschluss, unser Planen und Wollen von dieser Fläche dauerhaft fernzuhalten und der Natur ihren freien Lauf zu lassen.

Es gibt z. B. auf Industriebrachen und in alten Bergbaugebieten interessante Folgelandschaften.

Ein wichtiger Teil ist die Renaturierung von Fließgewässern. Hier geht es in erster Linie um die Wiederherstellung der natürlichen Dynamik.

Naturschutz – Zugänge und Strategien

Der frühe Naturschutz war eigentlich eine Abwandlung des Denkmalschutzes und richtete seine Aufmerksamkeit auf spezielle Landschaftselemente oder besonders schöne und einmalige Naturerscheinungen, um diese als Naturdenkmal für die Nachwelt zu bewahren.

Dieser „museale“ Zugang wurde später auf ganze Landschaften oder Landstriche ausgedehnt und es entstand die Idee des Landschaftsschutzes.


Mit Aufkommen der Nationalstaaten und der „Nation“ als Begriff einer völkischen Zugehörigkeit wurde daraus der Heimatschutz, der leider, ideologisch missbraucht, auch wenig erfreuliche Auswüchse zeigte.

Erst später kam es dann zum eigentlichen Naturschutz, der allerdings aus mangelnden ökologischen Kenntnissen lange Zeit eher ein Bewahren eines bestimmten Ist-Zustandes war.

Heute wird neben dem konservierenden Naturschutz auch ein bewusst gestaltender und restaurierender Naturschutz umgesetzt.


Die Schutzgebietsverwaltung Dürrenstein-Lassingtal geht einen Schritt weiter und wendet im Wildnisgebiet das Prinzip des Prozessschutzes an.

Die Vielfalt des Lebens

Wildnis ist ein riesiges „Gen-Reservat“ und ein unersetzlicher Evolutionsraum. Viele Organismen, die in der Wildnis leben, vermögen in unserer Agrar- und Kulturlandschaft nicht zu überleben – viele davon sind uns nicht einmal bekannt, geschweige denn, dass wir ihre Fähigkeiten und Inhaltsstoffe abschätzen könnten.

Derzeit sterben diese Lebewesen schneller aus, als wir sie erforschen und begreifen können!


Die freie, von uns Menschen weitestgehend unbeeinflusste Evolution kann nur in großen, möglichst ungestörten Gebieten ablaufen.

Wir nehmen bewusst und unbewusst starken Einfluss auf evolutionäre Abläufe, wir versuchen Organismen für unsere Zwecke zu „optimieren“. Das mag zwar den Profit kurzfristig erhöhen, die Chancen für ein langfristiges Überleben auf diesem Planeten werden dadurch aber nicht verbessert oder garantiert.

Nur die Vielfalt der natürlichen Evolution ist optimal für die Herausforderungen der Zukunft, die man nicht kennen kann, gewappnet.


Von allen Land-Ökosystemen unserer Erde beherbergt der Wald die größte Artenvielfalt.

Das Zusammenspiel unzähliger Tiere, Pflanzen und Pilze gibt dem System Wald seine Stabilität und seine hohe Resilienz, also seine beeindruckende Fähigkeit, Störungen unbeschadet zu überstehen.

Dabei ist nicht die reine Anzahl der Lebewesen von Bedeutung, sondern ob die potenzielle Artenausstattung möglichst vollständig vorhanden ist.


In einem Wüstenbiotop leben z. B. auf gleicher Fläche stets weniger Arten und Individuen als in einem Korallenriff, trotzdem sind beides stabile Ökosysteme.

Der Verlust an Vielfalt geht meist schleichend vor sich und wird von den meisten Menschen gar nicht bemerkt. Daher ist es schwierig, den Wert der Biodiversität zu vermitteln.

Aber Vielfalt ist die Grundvoraussetzung für das Überleben auf unserer Erde, denn Vielfalt ist die einzige Möglichkeit, für eine unbekannte Zukunft umfassend gerüstet zu sein.

Es liegt an uns

Gemeinsam können wir der Wildnis wieder Raum geben! Ob im eigenen Garten oder auf dem Fensterbrett, ob beim Einkaufen oder im öffentlichen Raum, wenn jeder kleine Schritte unternimmt, kommen wir sehr weit.


Im eigenen Garten kann man viel für Natur und Wildnis tun.

Ein Komposthaufen ist ein richtiger Jungbrunnen für den Boden im Garten und für viele Bodenlebewesen. Weniger versiegelte Flächen, sich für ein Biotop und gegen den „Goldfischteich“ zu entscheiden, das bietet einer Vielzahl von Lebewesen Lebensraum. Tiere braucht man kaum einzusetzen, die meisten kommen von selbst. Gerade die weniger geliebten Arten, wie etwa Schlangen, Spinnen und Insekten, sind dabei enorm wichtig!


Wildnis kann und soll überall entstehen. Schutzgebiete alleine werden nicht reichen, um den menschlichen Einfluss auf dem Planeten auszugleichen.

Wo immer es geht, müssen wir uns bemühen Wildnis zuzulassen!


Auch am Balkon oder auf der Terrasse kann man der Natur freien Lauf lassen. Man muss nicht jede Flechte wegschrubben, nicht jedes „Unkraut“ mit einer chemischen Keule vernichten und Ameisen vergiften, wenn man sie auch durch alte Hausmittel wie Essig vertreiben kann.


Wenn wir nun meinen, dass etwas besonders „günstig“ ist, hat immer jemand oder etwas anderes den Preis dafür bezahlt.

Das mögen Menschen in Entwicklungsländern sein oder die Umwelt, die Natur, die Biodiversität oder nicht nachwachsende Rohstoffe. Weitere Folgen können Raubbau am Wald und anderen natürlichen Ressourcen (z. B. durch industrielle Fischerei) und die Verletzung und Missachtung von Grundrechten anderer Menschen und aller anderen Lebewesen sein.


Wir müssen uns bewusst machen, dass es in diesem Universum nichts „billig“ oder „günstig“ oder gar „umsonst“ gibt. Alles hat seinen Preis! Der Energieerhaltungssatz und die thermodynamischen Gesetze sagen uns dies klar und eindeutig.


Wir können also viel beitragen, indem wir nachhaltige und regionale Produkte zu fairen Preisen kaufen, Verschwendung vermeiden, recyceln und reparieren. Das Verblüffende dabei ist die Freude, die wir mit diesem Verhalten nicht nur anderen machen, sondern die auch unser Leben bereichert.


Wildnisentwicklung zulassen heißt, die kontinuierliche Pflege weitgehend beenden und der Natur ihre eigene Entwicklung und ihr eigenes Erscheinungsbild zu lassen.

Mögliche Wildniselemente in der Stadt sind:

  • Kleinräumige Sukzessionsflächen, z. B. als „wilde Ecken“ in Parks und auf Grünflächen

  • Gehölzinseln aus Büschen und Bäumen

  • Linienhafte, extensiv gepflegte Strukturen, wie naturnahe Bachläufe oder Hecken, z. B. in Parks und auf Grünflächen

  • Temporäre Gewässer: Mulden und Gräben, die von Regenwasser gespeist werden, aber auch zeitweise austrocknen

  • Totholzstrukturen